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Hofheim Dobson

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                     Acht Zoll für unterwegs

            Der Reisedobson von Hofheim Instruments

Die visuelle Deep-Sky-Beobachtung findet immer mehr begeisterte Anhänger unter den erfahrenen Amateurastronomen. Aber leider benötigt man außer einer möglichst großen Öffnung auch einen möglichst dunklen Himmel und den gibt es ja nicht gerade vor der Haustür. Für die meisten lichtgestörten Stadtbeobachter bedeutet dies, mobil zu sein und dem lichtverschmutzten Großstadthimmel zu entfliehen.
Oft ist gerade in Urlaubsgebieten der Himmel so dunkel, daß schon mit bloßem Auge der Sternenhimmel seine ganze Pracht zeigt. Als tolles Astro-Urlaubsgebiet ist hier die Kanareninsel la palma zu nennen, wo man bewußt die Straßenbeleuchtung auf die großen Sternwarten abgestimmt hat. Doch ist bei einer Flugreise das Gewicht und die Größe des Gepäcks, welches man mitnehmen darf, stark begrenzt. Aber auch bei Reisen mit der Bahn oder mit dem eigenen Wagen kommt es zu Platzproblemen. Andererseits möchte man auch nicht mit kleinen Öffnungen beobachten, wenn man schon einen tollen Sternenhimmel fernab der heimatlichen Lichtverschmutzung hat.
Die Lösung bietet der neue 8“-Reisedobson der jungen Firma Hofheim Instruments. Das Teleskop vereint eine große Öffnung bei geringstem Platzbedarf und Gewicht. Die Dimensionen lassen sogar den Transport des Gerätes im Handgepäck an Bord eines Flugzeuges zu. Am Urlaubsort angekommen, bietet ein 200mm Teleskop großartige Beobachtungsmöglichkeiten.
Als ich im Mai 2004 auf dem ATT in Essen war, sprang mir das wirklich schön gebaute Teleskop sofort ins Auge. Ohne lange nachzudenken, bestellte ich ein solches Exemplar, nach einer kurzen Erklärung von Mitarbeitern der noch jungen Firma.


Konstruktion und Design

Der Reisedobson von Hofheim Instruments folgt dem klassischen Gitterrohrdobson-Design. Es gibt einen unteren Spiegelkasten, acht Verbindungsstreben und einen achteckigen oberen Spiegelkasten. Alle diese Einzelteile befinden sich in einer Transportkiste, die beim Aufbau einfach umgedreht wird und mit drei Füßen versehen als Beobachtungssockel dient.
Für den Aufbau des Teleskops wird kein Werkzeug benötigt. In etwa 5 Minuten steht das Teleskop fertig aufgebaut. Als Verbindungsstücke zwischen dem oberen und dem unteren Tubus dienen speziell gefertigte Zollstöcke, die ohne Schrauben mittels verdrehbarer Metallriegel befestigt werden. Diese geniale Art der Befestigung spart Zeit und das lästige Schrauben. Die Konstruktion ist absolut stabil und justierkonstant.
Das aufgebaute Instrument besitzt eine Okularhöhe von 100 cm über Grund, was bedeutet, daß eine entspannte Beobachtung im Sitzen möglich ist.
Der 2“-Okularauszug ist als Drehfokussierer mit niedriger Bauhöhe ausgeführt und läuft absolut spielfrei und präzise. Der reale Fokussierweg beträgt ca. 30 mm, in der Praxis konnte so jedes Okular scharf gestellt werden. Die Steigung des Okularauszugs beträgt 2,5mm pro Umdrehung, was sehr feingängig ist.
Sehr positiv fällt die Beurteilung der Spiegelhalterung aus. Der Haupt- und Fangspiegel sind auf ihre Halterungen mittels Silikon geklebt, diese Befestigungsmethode ist bei Dobsons dieser Klasse heute als Standart anzusehen. Sie verhindert wirkungsvoll, daß die Optiken beim Einbau verspannt werden und bietet dennoch einen sicheren Halt. Alle Spiegelfassungen sind voll justierbar und mit Stellfedern versehen, welche die Justage auf Spannung halten. Außerdem hat die Hauptspiegelhalterung noch drei Konterschrauben, die als zusätzliche Sicherheit gegen ein Verstellen der Kollimation dienen. Positiv ist zu bewerten, daß kein Werkzeug benötigt wird, falls man trotzdem einmal nachjustieren muß. Ein bereits auf dem Hauptspiegel geklebter Lochverstärker vereinfacht das Justieren mit dem Laser oder einem Chesire-Okular. Die dreiarmige Fangspiegelhalterung besteht aus M3-Gewindestangen und ist ebenfalls ausreichend stabil. Der Hauptspiegel hat als Schutz einen durchsichtigen Kunststoffdeckel, der aber nicht staubdicht abschließt, der Fangspiegel besitzt keinen Staubschutz. Leider wird das Gerät ohne Okular, ohne Sucher und ohne Reduzierstück von 2 Zoll auf 1,25 Zoll ausgeliefert, was eine erste Beobachtung gerade für einen Einsteiger unmöglich macht. Aber selbst mit einiger im Vorfeld vorhandener Ausrüstung, sind die Objekte ohne Sucher nicht oder nur schwer zu finden. Ich habe am Anfang eine starke Taschenlampe (Maglite) parallel auf das Teleskop gehalten und anhand des Lichtkegels die Sterne gefunden. Es ist allerdings das wichtigste Zubehör beim Lieferanten erhältlich und sollte direkt mit bestellt werden. Vor allem der Leuchtpunktvisier-Sucher ist sehr zu empfehlen.
Eine wahre Freude ist die Handhabung des Reisedobsons. Die Nachführung von Hand läuft absolut butterweich und ruckfrei. Sehr positiv ist auch die Verarbeitung und die Qualität der verwendeten Komponenten zu bewerten. Allein optisch ist das Holzfinish eine Augenweide, wenn nicht gar ein kleines Kunstwerk. Die Spiegelkästen sind profihaft verzahnt und verleimt sowie mit einer wasserabweisenden teakholzfarbenen Holzschutzlasur versehen. Die Rockerbox und die Transportkisten sind dunkelbraun lasiert. Aluminiumprofile und Edelstahlschrauben lassen dem Rost keine Chance.

 

In der Praxis  

Im Praxistest zeigte sich die Überlegenheit der großen Öffnung. Die 200mm Öffnung läßt tief in die Welt der Deep-Sky-Objekte blicken. Alle Kugelsternhaufen des Messier-Katalogs sind hier bereits aufgelöst. In den offenen Sternhaufen kann man Farbunterschiede bei den Einzelsternen erkennen. Auch Galaxien und planetarische Nebel zeigen sich prächtig.
Mit einem OIII-Filter kann man schön die einzelnen Filamente des Cirrusnebels abfahren, und wer einen Hß-Filter einschraubt, kann sogar bei bestem Himmel die ersten Konturen des Pferdekopfnebels entdecken. Die heute in Mode gekommenen apochromatischen Reiserefraktoren können hier in Bezug auf Lichtsammelvermögen und Grenzgröße bei weitem nicht mithalten. Anders ist dies beim nutzbaren Gesichtsfeld. Hier ergeben sich aufgrund des gewaltigen Öffnungsverhältnisses von f/4 einige Einschränkungen. In der Mitte des Gesichtsfeldes ist die Bildqualität sehr hoch, die Beugungsfiguren weisen keine nennenswerte Abweichungen auf. Ein Newton mit einem Öffnungsverhältnis von f/4 zeigt allerdings schon sehr viel Koma, wenn man nur wenige Bogenminuten von der Feldmitte abweicht. Dies hat aber nichts mit der Qualität der Spiegelkomponenten zu tun, sondern ist rein bauartbedingt. Beträgt das Feld, in dem visuell noch kein Koma sichtbar ist beim 8“ f/4-Newton 39 Bogenminuten, so sind dies bei einem 8“ f/8-Newton bereits 58 Bogenminuten. Eine Weitfeldbeobachtung ist bei f/4 kein Genuss mehr, hier haben Refraktoren einen echten Vorteil. Als sinnvolles Zubehör zum Reisedobson ist auf jeden Fall die inzwischen erhältliche Stoffhülle anzusehen, sie schützt wirkungsvoll vor eindringendem Streulicht. Beim Test zeigte sich ohne Hülle häufig eine Aufhellung des Bildfeldes durch Fremdlicht. Außerdem schützt die Hülle etwas gegen das Beschlagen des Spiegels durch Taubildung. An der Nordsee muß der Spiegel bzw. alle Newtonspiegel durch eine optisch einwandfreie Folie gegen Salz geschützt werden. Es gibt hier bei der Firma Baader Planetarium eine „Turbo Film“ Folie, die zwar etwas Licht wegnimmt, dafür aber den Salzbelag wirkungsvoll abhält. Innerhalb von 5 Minuten, ist der Spiegel hier im Norden so mit einer Salzschicht beschlagen, daß eine Reinigung unumgänglich ist.

Fazit

Der Reisedobson der Firma Hofheim Instruments ist ein einmaliges Produkt und eine Bereicherung des Marktes. Das Gerät kombiniert formschönes Aussehen mit überragender Verarbeitung und Qualität. Selten bekommt man so ein hochwertiges Produkt „Made in Germany“ zu einem so erschwinglichen Preis. Als potentieller Käufer sollte man schon einmal mit einem kurzbauenden Newton beobachtet haben, um zu entscheiden, ob man mit einem komabehafteten f/4-Newtonsystem leben kann. Der größte Pluspunkt des Reisegerätes sind seine Vorteile bei Transport und Lagerung. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal ein so kompaktes Teleskop mit einer so großen Öffnung finden werde. 200mm Öffnung sind eine magische Grenze in der Beobachtung, als wenn man eine Tür in ein anderes Universum öffnet. Man sieht Dinge, die einem mit kleineren Öffnungen verborgen bleiben.



Technische Daten

Gewicht:                                                8 kg
Transportmaße:                                     31cm x 32cm x 20cm
Okularhöhe:                                          100 cm im Zenit
Hauptspiegel:                                        200 mm aus BK-7 Glas
Brennweite:                                           800 mm
Fangspiegel:                                          50 mm
Obstruktion:                                          6%
Feld mit 100% Ausleuchtung:              12 mm
Okularauszug:                                       2“-Aluminium- Helikalfokussierer
Gesichtsfeld bei 100% Ausleuchtung:  0,9°
Durchmesser der Höhenräder:              20 cm
Belag der Höhenräder:                         Ebony Star Formica
Preis derzeit 03/2005:                          965,-

Zubehör optional:                             Reduzierhülse von 2“ auf 1,25“, schwarze
                                                         Stoffhülle, Anpressfeder für Höhenräder,
                                                         Visierpeiler, Laser-Kollimator                               
                  

 


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