Sternwarte

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Sonnensystemgalerie


Das Sonnensystem
Die große Ernüchterung

Jetzt wollen Sie also die Planeten beobachten. Sie wollen unzählige Felsbrocken sehen, die den Saturn ringförmig umkreisen, den gigantischen Vulkan "Olympus Mons" auf Mars, die gewaltigen Wolkengebirge, welche den Jupiter in grandiosen Farbgirlanden umspannen und natürlich den berühmten "Großen Roten Fleck". Auch die mit Kratern übersäten Jupitermonde und die y-förmigen Strukturen auf der Venus soll Ihr Fernrohr Ihnen zeigen.



All das kennen wir ja bereits von den zahlreichen Farbfotos aus diesem NASA Buch...



Wenn Sie mit solch Erwartungen Ihren ersten Planeten einstellen: Armes Fernrohr! Sie werden es nämlich, je nach Temperament, entweder an der nächsten Hauswand zertrümmern oder es auf Nimmerwiedersehen in seinem Karton einsargen. Diese verfluchten, verflucht guten Bilder sind Schuld, dass sich mancher Anfänger enttäuscht von der Astronomie abwendet und es so verpasst, die Faszination dieses wunderschönen Hobbys zu erfahren.



Der erste Blick durch ein astronomisches Teleskop ist für Sie wahrscheinlich eine herbe Enttäuschung. Nur der Halbmond ist vielleicht in der Lage, den überzogenen Erwartungen zu entsprechen, welche Sie von dem haben, was Sie in einem Teleskop sehen können.



Wie für jeden Anfänger wird auch für Sie der Planet Jupiter im Fernrohr zunächst nicht mehr sein, als ein gelbes Scheibchen. Keine Spur von Wolkengirlanden. Und die Monde: Sie werden denken, es seien kleine Sternchen! Saturn ist zwar oh Wunder, tatsächlich von einem Ring umgeben, aber das Ding ist klein, verdammt klein sogar. Und der Mars? Den Mars können Sie ganz vergessen !

Das alles klingt niederschmetternd. Und trotzdem: Wenn Sie es sich antun, einer Versammlung von Astro-Freaks beizuwohnen ( Sie müssen wissen, Hobby-Astronomen sind alle etwas seltsam) werden Sie bald feststellen, dass die Teilnehmer sich gegenseitig darin übertreffen, in höchster Verzückung den Detailreichtum der von ihnen beobachteten astronomischen Objekte zu lobpreisen.

Was ist also nun wahr? Wer von beiden spinnt? Beides ist wahr! Niemand spinnt!
Kommen SIe von den hohen Erwartungen herunter auf den Boden der Tatsachen und Lernen Sie sehen.



Geben Sie sich und dem Teleskop die Chance, zu zeigen, was in Ihren Augen und was in Ihrem Instrument steckt. Trainieren Sie Ihr Wahrnehmungsvermögen zuerst an den zahllosen Erscheinungen, die der Jupiter zu bieten hat. Zeichnen Sie Jupiter. Einmal? Zweimal? Nein , zehnmal! Mit jeder Zeichnung entdecken Sie mehr Details. Wenn Sie das zehnte Mal Jupiter aufsuchen, werden Sie auf anhieb Details wahrnehmen, die Sie beim ersten Mal einfach nicht gesehen haben, obwohl sie da waren.

Sie werden entdecken, wie sich die ständig wechselnde Luftunruhe auf Ihre Beobachtung auswirkt, wie ein Detail zunächst für längere Zeit nicht erkennbar ist und dann, vielleicht nur für Bruchteile von Sekunden, plötzlich kristallklar vor Ihren Augen steht. Dann macht es "klick" in Ihrem Gehirn und Sie speichern dieses Bild. Wenn dann, ein paar Sekunden später die Luft wieder einen Moment lang ruhig steht und Ihr Detail sichtbar wird, macht es wieder "klick"...



Dieses Einfrieren der guten Momente, die gedanklich Leistung, aus Sekunden Minuten zu machen, ist das ganze Geheimnis der astronomischen Beobachtungstechnik. Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Planetenbeobachtung. Sehen ist die Leistung des Gehirns... und nun viel Spaß bei der Beobachtung und dem "klick"...

 
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